Bildungsschatz Bibel

9. Hellenismus
(333-63 v. Chr.)

| 1. und 2. Makkabäer | Ester | Manasses | Brief Jeremias | Zusätze Daniel |

Im Jahr 334 v. Chr. beginnt Alexander der Große von Makedonien einen Siegeszug sondersgleichen. Innerhalb kürzester Zeit erobert er ein riesiges Reich. Er stirbt jedoch schon im Alter von 32 Jahren im Jahre 323.

Nach seinem Tod ist Palästina Schauplatz von erbitterten Machtkämpfen seiner Nachfolger. Zuerst setzt sich der Machthaber Ägyptens, Ptolomäus, durch. Später gehört es zum Seleukidischen Reich im Norden. Dessen Herrscher, Antiochus IV, raubt im Jahr 169 v. Chr. den Tempelschatz aus Jerusalem und geht mit solcher Härte gegen die jüdische Religion vor, dass es zu Unruhen kommt.

Als Beamte in dem kleinen Dorf Modein die Bewohner auffordern, heidnischen Göttern zu opfern, beginnt ein Mann namens Matthathias den bewaffneten Widerstand. Von den Bergen aus führt er Krieg gegen das Regime der Seleukiden und die verhassten jüdischen Kollaborateure. Dessen Sohn, Judas Makkabäus, gelingt es sogar, Jerusalem zu erobern und den Tempel zu befreien. Dieser wird neu eingeweiht, ein Ereignis, dessen die Juden im Chanukka-Fest bis heute gedenken.

Den Sekeukiden gelingt es zwar kurzzeitig Jerusalem wieder zurück zu erobern, sie müssen jedoch wegen interner Machtkämpfe 142 v. Chr. Judäa in die Unabhängigkeit entlassen.
Ein Sohn von Simon Makkabäus wird 135 v. Chr. König. Er und seine Nachfolger (Hasmonäer) können das Reich sogar ausweiten. Die Bewohner der eroberten Gebiete müssen zum Judentum übertreten.
Im Jahr 63 v. Chr. erobern die Römer Jerusalem. Hiermit endet die Eigenbestimmung der Juden für mehr als 2000 Jahre.


Volk Israel - Volk der Juden

In diese Zeit fällt auch die Entstehung des Judentums. Nicht mehr die Zugehörigkeit zum Volk ist entscheidend, sondern die Zugehörigkeit zur Kultusgemeinde. Man kann also nun dem Judentum beitreten. Die Übersetzung der biblischen Schriften ins Griechische (Septuaginta) erleichtert den Übertritt.

Weniger der Glaube als die peinlich genaue Einhaltung der Gebote ist entscheidend. Den Priestern kommt die Aufgabe zu, diese Einhaltung genauestens zu überwachen, den Schriftgelehrten die Auslegung der Gebote.



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Der Hellenismus

(Ausbreitung der griechischen Kultur im griechischen, später im römischen Großreich)

hatte einen großen Einfluss auf die orientalischen Völker. Auch in Israel gab es viele Sympathisanten, besonders in aristokratisch-sadduzäischen Kreisen, die es für fortschrittlich hielten, sich diesem neuen, völkerverbindenden Lebensstil anzuschließen. Dagegen entstand im Judentum die Bewegung der Chassidim (=Frommen), die sich an die alttestamentliche Tradition hielten. Unter ihnen kommt es 166 v.Chr. zum Aufstand gegen die Seleukiden, der dazu führt, dass die Juden unter den Makkabäern eine relative Unabhängigkeit wiedererlangen. Als die neuen Herrscher allerdings selbst diktatorische Züge zeigen und heidnische Formen aufnehmen, entstehen unter den Chassidim Gruppen, die in Opposition zur Regierung stehen: Essener, Pharisäer und (später) Zeloten.



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Die Apokalyptik

(von griech. apokalypsis=Offenbarung)

ist dagegen eine orientalische Strömung, die seit dem 2.Jh. auch das Judentum erfasst. Statt mit einer innerweltlichen Erfüllung der Heilszusagen des Alten Testamentes zu rechnen, wartet man auf das Ende der Welt und den Anbruch des Reiches (wörtlich: der Königsherrschaft) Gottes. Klassisches Beispiel dieser Erwartung ist Dan.2,31-35: die Reiche der Babylonier, Meder, Perser und Griechen werden zermalmt, an ihre Stelle tritt das Reich Gottes.

Auch Johannes der Täufer und Jesus sind von der A. beeinflusst ("Tut Buße, das Reich Gottes ist nahegekommen!" Mt. 3,2 / 4,17). Während sich Jesus allerdings weigert, über den Zeitpunkt und den Ablauf des Weltendes zu spekulieren, nimmt die Offenbarung des Johannes ("Apokalypse") an vielen Stellen die Zahlensymbolik und Bildwelt der A. auf (vergleiche Dan.12 »» / Offb.12 »»).



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Die Spätschriften des alten Testaments

Viele Bibelausgaben enthalten im Alten Testament oder vor dem Neuen Testament eine Reihe von Schriften aus den Jahrhunderten vor Christi Geburt, die von den jüdischen Gesetzeslehrern im 1. Jahrhundert n. Chr. nicht in den hebräischen Kanon heiliger Schritten aufgenommen wurden. Sie sind deshalb nur in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments überliefert. Von dort sind sie in die lateinische Bibel eingegangen.

Martin Luther hat sie als "Bücher, so der Heiligen Schrift nicht gleichgehalten und doch nützlich und gut zu lesen sind", bezeichnet und unter dem Titel "Apokryphen" (d. h. nach Ursprung und Autorität umstrittene Schriften) zwischen dem Alten und Neuen Testament untergebracht. In katholischen Ausgaben bilden sie einen vollwertigen Bestandteil der Bibel und sind in den Zusammenhang der alttestamentlichen Bücher eingeordnet. Sie werden in der katholischen Kirche "Deuterokanonische" (d. h. einen "zweiten Teil" des alttestamentlichen Schrift-"Kanons" bildende) Bücher genannt. Für diese Bibelausgabe wurde aufgrund einer Vereinbarung zwischen den evangelischen und katholischen Bibelgesellschaften und Bibelwerken des deutschsprachigen Raums die leichter verständliche Bezeichnung "Spätschriften des Alten Testaments" eingeführt, auch wenn es darunter Schriften gibt, die ungefähr gleichzeitig mit den spätesten Teilen des hebräischen Alten Testaments entstanden sind.

Die Schriften bilden wertvolle Zeugnisse aus den Jahrhunderten vor Christus. Sie tragen dazu bei, die Situation des Judentums zur Zeit des Auftretens Jesu besser zu verstehen, und können uns den Hintergrund des Wirkens Jesu erhellen.


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Das Buch Ester

Griechische Fassung

Das Buch Ester ist in zwei Fassungen überliefert, einer hebräischen, die als letztes Buch unter den Geschichtsbüchern des Alten Testaments eingeordnet ist, und einer erweiterten griechischen. Diese enthält neben kleineren Abweichungen ganze Abschnitte, die in der hebräischen Vorlage fehlen: einen Trauni des Mordechai von der Not und Errettung seines Volkes (vor Kapitel 1), den Erlass zur Ausrottung der Juden (nach 3,13), Mordechais Gebet für sein Volk und Esters Gebet vor dem Gang zum König (nach 4,17). An die Stelle der Einleitung zu Kapitel 5 tritt der Dericht vom Empfang Eslers beim König; in Kapitel 8 ist der Erlaß des Königs zugunsten der Juden eingefügt: in Kapitel 10 die Deutung von Mordechais Traum, und schließlich berichtet eine Nachschrift vom Datum der Überbringung der griechischen Ubersetzung des Esterbuchs nach Ägypten.

Die Gründe für diese Erweiterungen sind leicht zu erkennen. Im hebräischen Esterbuch fehlen im engeren Sinn des Wortes "religiöse" Texte. Dem wird durch die Einfügung von Gebeten abgeholfen. Die Wiedergabe der königlichen Erlasse erhöht die Glaubwürdigkeit des Erzählten. Zudem war das Esterbuch gerade in Zeiten der Unterdrückung durch fremde Herrscher geeignet, das Volk zu trösten und in ihm die Hoffnung auf erneute Errettung wachzuhalten. Die Entstehungszeit dieser Zusätze liegt wahrscheinlich im 1. Jahrhundert v.Chr.


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Das erste Makkabäerbuch

Die Makkabäerbücher schildern die geschichtlichen Ereignisse der sog. Makkabäerzeit. Das erste Makkabäerbuch umfasst die bewegte Zeit vom Regierungsantritt des syrischen Königs Antiochus IV. Epiphanes (175 v.Chr.) bis zum Tod des jüdischen Hohenpriesters und Herrschers Simon (135 v.Chr.). Unter Antiochus IV. Epiphanes kam es im Judentum zu Auseinandersetzungen zwischen Kreisen, die am althergebrachten Glauben festhalten wollten, und Vertretern der sog. "Hellenisierung", die für eine Anpassung an die griechische Philosophie und Lebensweise eintraten. Antiochus unterstützte die Hellenisierung. Er ließ den Tempel von Jerusalem plündern, verbot Beschneidung, Optekult und Sabbatheiligung und errichtete im Tempel einen Zeus-Altar (169/68 v.Chr.).

Unter der Führung des Priesters Mattatias brach daraufhin ein Aufstand aus. Nach seinem Tod (166 v.Chr.) führte sein Sohn Judas den Kampf weiter. Dieser erhielt den Beinamen Makkaba, d. h. Hammer, dem die Bewegung den Namen "Makkabäer-Aufstand" verdankt. Als auch Judas 161 v.Chr. fiel, setzten seine Brüder den Kampf fort. Nachdem schon 165 v.Chr. der Tempel neu geweiht werden konnte, zogen 142 v.Chr. die syrischen Besatzer endgültig ab, und es begann eine Epoche jüdischer Eigenstaattichkeit, die allerdings 63 v.Chr. endete, als Palästina zur römischen Provinz wurde.

Das erste Makkabäerbuch steht ganz in der Tradition israelitischer Geschichtsschreibung (vgl. die Bücher Samuel und Könige). Es stellt dar, wie Gott die Geschichte lenkt - nicht durch das wunderbare Eingreifen himmtischer Mächte, sondern durch das scheinbar ganz und gar irdische Handeln der Menschen. Entstanden ist das Werk wohl Ende des 2.Jahrhunderts v.Chr.


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Das zweite Makkabäerbuch

Das zweite Makkabäerbuch ist nicht die Fortsetzung des ersten. Vielmehr behandelt es einen Ausschnitt aus demselben Zeitraum, der auch im ersten Makkabäerbuch dargestellt wird, und zwar die Jahre 175-161 v.Chr. In 2,23 weist der (unbekannte) Verfasser darauf hin, dass es sich bei seinem Werk um einen Auszug aus der Geschichte des Makkabäeraufstandes handelt, die der Geschichtsschreiber Jason aus Zyrene in fünf Bänden erstellt hat.

Das zweite Makkabäerbuch setzt im Vergleich zum ersten einen deutlichen religiös-erzieherischen Akzent. Eine wichtige Rolle spielt die Darstellung des Martyriums herausragender Einzelpersonen:
Eleasar (Kapitel 6), die Mutter mit ihren sieben Söhnen (Kapitel 7). In diesem Zusammenhang begegnen neben Daniel 12,2 und Jesaja 26,19 zum erstenmal im Alten Testament die Botschaft von der leiblichen Auferstehung der Toten (7,9.11.14.23.29) und die Vorstellung von der Erschaffung der Welt "aus dem Nichts" (7,28; vgl. dagegen 1.Mose/Genesis 1,1-2).


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Das Gebet Manasses

Den Abschluss der Spätschriften des Alten Testaments in der Lutherbibel bildet das aus nur 15 Versen bestehende Gebet Manasses (in die offiziellen katholischen Bibelausgaben hat es keinen Eingang gefunden). Von König Manasse, der den Kult der Fruchtbarkeitsgötter in seinem Land förderte, wird berichtet, er habe während einer Gefangenschaft in Babylonien seine Schuld erkannt und nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft die Mißbräuche wieder abgeschafft (2.Chronik 33,12-16). Das Bußgebef, das hier überliefert und in dieser Gestalt seit dem 3.Jahrhundert n.Chr. bezeugt ist, hat Gültigkeit über die spezielle geschichtliche Situation hinaus, die in der Chronik geschildert wird. Martin Luther hat dieses Gebet sehr geschätzt und es sogar in sein Büchlein "Von der Beichte" (1519) aufgenommen.


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Der Brief Jeremias

In die Tradition des Propheten Jeremia stellt sich der kleine "Brief Jeremias", der in der lateinischen Bibel als 6. Kapitel an das Baruchbuch angefügt ist. Er ist an die zur Deportation nach Babylonien bestimmten Gefangenen adressiert und enthält eine spöttische Predigt gegen den Götzendienst.

Die Entstehungszeit dieses Briefes ist nicht mehr auszumachen (vielleicht im 1. Jahrhundert v.Chr.). Er richtet sich an Juden, die in Gefahr standen, sich anderen Religionen anzupassen, und zwar nicht weil ihnen Verfolgung drohte, sondern aus Gründen des gesellschaftlichen Prestiges.


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Zusätze zum Buch Daniel

Das Buch Daniel war bei seinen Lesern sehr beliebt, vor allem auch in Zeiten der Verfolgung wie unter Antiochus IV. Epiphanes. Es rief auf zu Glaubenstreue, ermutigte und weckte Hof fnung. Vielleicht ist darin der Grund zu suchen, warum das Buch bei der Übersetzung ins Griechische noch um einige Zusätze erweitert wurde.

Das Gebet Asarjas und der Lobgesang der drei Männer im Feuerofen

Das Stück ist im griechischen Danielbuch an der Stelle eingeschoben, wo die drei Freunde von Nebukadnezzar wegen ihrer Treue zum jüdischen Gesetz in den Feuerofen geworfen werden (Daniel 3,23). Als Uberschrift über das Ganze könnte Psalm 50,15 stehen: "Bist du in Not, so rufe mich zu Hilfe! Ich werde dir hellen, und du wirst mich preisen." Das Gebet Asarjas ist ein Volksklagelied. Es beginnt mit dem Lobpreis der Größe und Gerechtigkeit Gottes, an die sich ein Sündenbekenntniss und die Schilderung der Not anschließen. Das Gebet der drei Männer ist ein Hymnus auf die Allmacht Gottes, der inhaltlich dem Psalm 148 nahesteht.

Die Susanna-Geschichte

In der Susanna-Geschichte geht es um eine von zwei jüdischen Ältesten verleumdete Frau. die von dem weisen Richter Daniel gerettet wird. Die Geschichte zeigt, wie durch den Geist Gottes (V. 44) Unrecht aufgedeckt und der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen wird. Dass diese Erzählung, die ursprünglich mit Daniel gar nichts zu tun hatte, hierher kam, hängt zum einem damit zusammen, dass Daniel im Judentum zu den großen weisen Männern gerechnet wurde, zum anderen damit, dass die Verleumdung und Verfolgung Susannas in allegorischer Auslegung auf das Schicksal der jüdischen (wie später auch der christlichen) Gemeinden angewandt wurde. Nicht zuletzt übt die Erzählung scharfe Kritik an Zuständen in den jüdischen Diasporagemeinden, wo selbst die Gemeindeältesten sich nicht immer der Würde ihres Amtes gemäß verhielten.

Die Erzählungen von Daniel und dem Götzen Bel sowie dem Drachen zu Babel

In beiden Erzählungen geht es um das mutige Eintreten Daniels für seinen Glauben und gegen die Götterverehrung der Babylonier. Daniel entlarvt die Götterstatue des babylonischen Gottes Bel als leb- und machtloses Produkt von Menschenhand; und er tötet das Begleittier des Gottes, einen kultisch verehrten Drachen. Als das Volk von Babel daraufhin seinen Tod verlangt, wird er in die Löwengrube geworfen. Vom Propheten Habakuk mit Nahrung versorgt, bleibt er dort sieben Tage. Dann befreit ihn der König und preist Daniels Gott als den einzigen.





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