Bildungsschatz Bibel

14. Die ersten christlichen Gemeinden

| Apostelgeschichte | Hebräerbrief | Jakobusbrief | 1. und 2. Petrusbrief | 1., 2. und 3. Johannesbrief, | Offenbarung |

Mit Pfingsten beginnt eine neue Epoche. Durch den 'Heiligen Geist' ermutigt, treten die Jünger, die sich bisher noch eingeschüchtert versteckt hielten, auf die Straßen und verkünden, dass Jesus von Nazareth der lang erwartete Christus sei. Dies ist die Geburtsstunde der Kirche und der Anfang der Trennung von der Synagoge.

Die Urgemeinde in Jerusalem wächst innerhalb kurzer Zeit auf 1000 Mitglieder. Als 'Säulen der Gemeinde' gelten Jakobus, Petrus und Johannes.

Nach der Steinigung des Stephanus durch die Juden und die einsetzende Christenverfolgung siedeln sich Christen auch außerhalb Jerusalems an. Als Paulus zum Apostel berufen wird, gibt es bereits Gemeinden bis hin nach Antiochien und Zypern.

Neben den Juden, die sich mehr oder weniger von der Synagoge gelöst haben, und den Hellenisten (griechisch sprechende Juden) können zunehmend auch Heiden für den Glauben gewonnen werden.
Die Mission unter den Heiden wird nach einer Kontroverse zwischen Paulus und Petrus auf dem Apostelkonvent 48 n.Chr. ausdrücklich erlaubt. Sie müssen sich nicht jüdischen Ritualgesetzen (z.B. Beschneidung) unterwerfen. Die unterschiedlichen theologischen Ansätze bei Paulus und den Verfassern der anderen Briefe werden deutlich.

Während Paulus unter den 'Heiden' große Erfolge zu vermelden hat, verliert die Urgemeinde um Petrus in Jerusalem immer weiter an Bedeutung. Bei einer Christenverfolgung sterben die Zebedäussöhne Johannes und Jakobus sowie der leibliche Bruder Jesu, Jakobus. Nach der Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) und der Niederschlagung des Aufstands um Bar Kochba (135 n.Chr.) wird die jüdische Bevölkerung durch die Römer aus Jerusalem vertrieben. Damit endet auch die Jerusalemer Gemeinde.


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Motiv: Wunder

Gott und Mensch können Wunder vollbringen und alle Erwartungen durchkreuzen.

Das AT bezeugt machtvolle 'Zeichen und Wunder', die Gott vollbringt, angefangen mit dem erfüllten Kinderwunsch Abrahams über den Auszug aus Ägypten bis hin zur Heimkehr aus dem Exil. Aber auch Menschen können Wunder vollbringen: Mose, Elia, Elisa, manche Propheten.

Im NT ist vor allem Jesus Träger der Wundermacht. In den Wundergeschichten spürt man den intensiven Protest gegen alles Leid. Sie dienen fast ausschließlich der Lebensermöglichung und Lebenshilfe, weniger als Machtbeweis. Aber auch seine Nachfolger besitzen Wundermacht (z.B. Petrus, Paulus), auch wenn nicht alle Versuche zum Erfolg führen.

Bis heute soll deutlich werden, dass der menschliche Wunsch nach einem Wunder nicht von vornherein ohne Chance ist. Er kann sich artikulieren im Gebet und Stoßseufzer. Das Hoffen auf ein Wunder verbindet die Menschen und bringt zum Ausdruck, dass niemand endgültig aufgegeben werden muss. Über allem steht die Gewissheit, dass das Leben auch in Extremsituationen in der Macht Gottes geborgen ist.



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Die Apostelgeschichte (Apg)

Ein Vergleich zwischen Lk 1,1-4 und Apg 1,1-2 lässt erkennen, dass die Apg die Fortsetzung des Lukasevangeliums darstellt und auf denselben Verfasser zurückgeht. Lukas schreibt um 80-90 n.Chr; möglicherweise in Rom (Apg 28). Zu dieser Zeit haben sich die Christen bereits von den Juden getrennt und überall im Römischen Reich Gemeinden gegründet. Die Kirche besteht vor allem aus Heidenchristen, da die Juden zur grossen Enttäuschung der Jünger Jesus nicht als den Messias anerkannt haben. Auch die Naherwartung, also die Annahme, das Ende der Welt und der Anbruch des Reiches Gottes stände unmittelbar bevor, hat sich nicht erfüllt. Stattdessen haben die Christen begonnen, sich auf längere Sicht in der Welt einzurichten. Wir sprechen von der Phase des Frühkatholizismus: die Gemeinden sind so groß geworden, dass feste Organisationsformen eingeführt werden mussten (Apg 20,28). In dieser Zeit schreibt Lukas sein Doppelwerk, um Christen und am Christentum Interessierten "den sicheren Grund der Lehre" (Lk 1,4; Apg 1,1) nahezubringen.

Über den Verfasser ist nichts Sicheres bekannt. An einigen Stellen, etwa bei der Darstellung des Apostelkonzils, gibt es Widersprüche zu den Angaben, die Paulus macht (vergleiche Apg 15 mit Gal 2).


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Der 1.Petrusbrief (1.Petr.)

Während der Regierungszeit Kaiser Neros kam es seit Anfang der sechziger Jahre zu Christenverfolgungen, bei denen viele Mitglieder der Gemeinde in Rom starben. Die Verfolgungen flammten wieder auf Anfang der neunziger Jahre, als Kaiser Domitian göttliche Würde beanspruchte und die Christen sich weigerten, am Kaiserkult teilzunehmen. Vielfach wurden Christen auch von der übrigen Bevölkerung wegen ihres Andersseins verleumdet: dass sie sich vor Sonnenaufgang an geheimen Orten versammelten und dort "Fleisch und Blut Christi" teilten, erzeugte Ängste und Abwehr. Man unterstellte ihnen schlimme Verbrechen und zeigte sie bei Gericht an (2,12; 3,14-17). Das grosse Anliegen des Briefes ist darum, die verfolgten Christen zu trösten: gerade indem sie leiden, zeigen sie, dass sie wahre Nachfolger Jesu sind (2,21). Genauso werden sie aber auch an seiner Herrlichkeit teilhaben, wenn Gottes Reich anbricht (4,13). In der Zwischenzeit sollen sie die Heiden durch vorbildliches Verhalten überzeugen (2,12).

Der Brief enthält viele paränetische (ermahnende) Teile, die sich in der Form einer "Haustafel" an verschiedene Stände and Gruppen wenden: an Sklaven (2,18-25), Männer und Frauen (3,1-7), Gemeindeälteste und Jüngere (5,1-5). An vielen Stellen (etwa wenn die Unterordnung der Frau und Gehorsam gegen die Obrigkeit gefordert wird: 3,1; 2,13) zeigt sich eine grosse Ähnlichkeit mit den Paulusbriefen.

Verfasser, Ort, Zeit: Der Brief ist an Gemeinden in Kleinasien gerichtet und wahrscheinlich aus Rom geschrieben (5,13: "Babylon" ist eine übliche Umschreibung für Rom, siehe auch Offb.14,8). Die römische Gemeinde verstand sich als Wahrerin des Erbes der Apostel Paulus und Petrus, die beide nach altkirchlicher Überlieferung dort als Märtyrer starben. Ob Petrus allerdings der Verfasser ist, ist umstritten und hängt von der Beantwortung folgender Fragen ab:

Deutlich ist auch die Nähe zur Theologie des Paulus. Von daher geht man eher davon aus, dass der Brief Anfang der 90er Jahre durch einen Paulusschüler in Rom geschrieben wurde.


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Der 2.Petrusbrief (2.Petr.)

Anlass und Inhalt: Im Mittelpunkt steht das Problem des Ausbleibens der Wiederkunft Christi. Spötter fragen: "Wo bleibt die Verheissung seines Kommens?" (3,4) Antwort: Gott hält seine Verheißung, aber er hat Geduld mit euch (3,9). Die gleichen Irrlehrer werden auch wegen ihrer laxen Lebensführung angegriffen (2, 13f.). Dagegen gilt es, angesichts des nahen Endes untadelig zu leben (3,11).

Verfasser, Ort, Zeit: In diesem Brief sind die persönlichen Hinweise auf Petrus stärker: er spricht von der Verklärung Jesu (1,16f.) und davon, dass er bald sterben wird (1,14). Andererseits wird vorausgesetzt, dass es schon eine Sammlung von Paulusbriefen gibt; Sprache und Inhalt sind dem spät entstandenen Judasbrief sehr ähnlich. Vermutlich ist der Brief erst Mitte des 2.Jahrhunderts geschrieben worden, um die Autorität des Petrus und des Paulus gegen Irrlehrer zur Geltung zu bringen.


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Der Judasbrief (Jud.)

Im Mittelpunkt steht die Auseinanderssetzung mit libertinistischen Irrlehrern, die "die Gnade unseres Gottes für ihre Ausschweifung missbrauchen" (V.4). Sie selbst nennen sich "Pneumatiker" (griech. pneuma=Geist), sie sind aber eigentlich "Psychiker", die nach dem Lustprinzip leben und den Geist nicht haben (V.19). Auch bei dieser Gruppe handelt es sich offenbar um Anhänger der Gnosis, mit der sich z.B. die johanneischen Schriften auseinandersetzen. Jud. ruft demgegenüber dazu auf, sich an die ursprüngliche Lehre, Gebet und Frömmigkeit zu halten (V.20f.).

Verfasser und Zeit: Wohl nicht der Bruder Jesu (Mk 6,3), sondern ein unbekannter (Juden-)Christ Anfang des 2.Jahrhunderts mit Nähe zur alttestamentlichen Apokalyptik (V.9; )


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Der Jakobusbrief (Jak.)

Luthers Abneigung gegen den Jakobusbrief ("stroherne Epistel") geht auf einen Satz zurück, der im direkten Widerspruch zu Paulus steht: "So seht ihr nun, dass der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein" (2,24). Offenbar ist der Brief an lau gewordene Christen gerichtet, die (möglicherweise unter Berufung auf Paulus) das richtige Handeln gegenüber der richtigen Lehre vernachlässigt haben. Jakobus fordert zum praktischen Christentum auf, wobei ein besonderer Ton auf der sozialen Frage liegt: die Armen sollen nicht schlechter behandelt werden als die Reichen, denn Gott hat sie erwählt und wird die Reichen richten (2,1-4; 5,1-6). Ansonsten enthält der Brief eine Aneinanderreihung ethischer Themen, die an die Spruchweisheit des Alten Testamentes erinnern (3,13).

Verfasser und Zeit: Mit "Jakobus, Knecht Gottes und Jesu Christi" ist wohl der Bruder Jesu gemeint, der zu den Leitern der Urgemeinde gehörte (Gal.2,9). Eigentlich handelt es sich bei der Schrift aber um keinen Brief, sondern um eine Sammlung ethischer Anweisungen, die man später mit einem Absender versehen hat (wobei der Briefschluss fehlt). Vermutlich ist sie um 100 n.Chr. von einem uns unbekannten Verfasser zusammengestellt, zu einer Zeit, als soziale Abstände innerhalb der Christenheit bedrohlich zu werden begannen.


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Der Hebräerbrief (Hebr.)

"Der Hebräerbrief ist unter allen neutestamentlichen Schriften für den Leser heute das fremdartigste Dokument" (G.Bornkamm). Das liegt vor allem daran, dass der Brief mehr als 100 wörtliche Zitate oder Anspielungen auf alttestamentliche Texte enthält, die noch dazu in einer allegorischen Form gedeutet werden, wie sie etwa vom Diasporajudentum in Alexandria verwendet wurde und die weit über die ursprüngliche Bedeutung hinausgeht.

Im Mittelpunkt steht dabei die Anschauung von Jesus als Mittler des neuen Bundes und hohepriesterlicher Messias: während der jüdische Hohepriester einmal im Jahr das Allerheiligste betrat, um Gott mit dem Blut eines Opfertieres zu versöhnen, hat Jesus sich selbst geopfert und damit ein- für allemal die Schuld abgetragen (9,7.12-14.27-28). Damit braucht es in Zukunft keine Opfer mehr zu geben (7,27): Christus hat einen neuen Bund begründet, der den alten Bund ablöst (8,13).

Diese Botschaft ist an eine Gemeinde gerichtet, die offensichtlich unter starken inneren und äußeren Problemen leidet. Politische Verfolgung hat dazu geführt, dass die Gemeinde nahe dran ist, vom Glauben abzufallen (6,4-6). In dieser Situation fordert der Hebr. auf, sich am Gebet und am Wort Gottes festzuhalten (4,12.16). Das Leben, so leidvoll es sein mag, ist nur der Weg zur "zukünftigen Stadt" (13,14; vgl.Offb.21,1).

Verfasser und Gemeinde: Die Überschrift "An die Hebräer" wurde erst um 200 gegeben. Richtig daran ist, dass offensichtlich sowohl der Verfasser als auch die Christen, an die er schreibt, sich gut im Alten Testament ausgekannt haben, also wohl Judenchristen waren. Möglicherweise sind sie im Umfeld des Diasporajudentums von Alexandria anzusiedeln (s.o.). Zeit: vermutlich während der Christenverfolgungen unter Domitian (81-96 n.Chr.).



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Die Johannesbriefe

Sprachlich und inhaltlich sind die Joh.Br. dem Joh.Ev. so nahe, dass man von einer "johanneischen Schule" spricht. Man geht heute von drei Verfassern aus: am ältesten scheinen der 2. und 3.Joh. zu sein, die von einem "Ältesten" geschrieben wurden, d.h. einem Gewährsmann, der noch von den Aposteln selbst unterrichtet wurde (2.Joh.1; 3.Joh.1).

Der 1.Joh. ist eine Predigt ohne Angaben zu Verfasser und Adressat, wohl auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung mit gnostischen Irrlehrern entstanden. Entstehungszeit der Briefe: wohl Ende des 1.Jhs in Kleinasien oder Syrien. Da die Briefe nie aus dem Evangelium zitieren, geht man davon aus, dass das Ev. zuletzt geschrieben wurde.


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Der 1.Johannesbrief (1.Joh.)

setzt ohne Briefeingang mit einem Prolog ähnlich Joh.1,1ff. ein. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit gnostischen Irrlehren (s.u.Gnosis). Daraus lassen sich folgende Aussagen der Irrlehrer ableiten:

Der 1.Joh. betont dagegen:



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Der 2. und 3.Johannesbrief (2.Joh./3.Joh.)

nennen als Verfasser einen "Ältesten" (s.o.).

2.Joh. ist an eine nicht näher genannte Gemeinde gerichtet, die vor den bereits in 1.Joh. genannten Irrlehrern gewird werden. Im Briefschluss kündigt der "Älteste" seinen Besuch an.

3.Joh. ist an einen Einzelnen (Gajus) gerichtet, der für seine Gastfreundschaft gelobt wird. In Sprache und Inhalt sind beide Briefe dem 1.Joh. sehr ähnlich.



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Die Offenbarung des Johannes (Offb.)

Die Offenbarung ist kein Wahrsagebuch

Bis heute hat man immer wieder versucht, die Aussagen der Offb. direkt auf die eigene Zeit zu beziehen. So wurden die beiden Tiere aus Offb.13 auf Kaiser und Papst, der gefallene Stern (9,1) auf Luther, in moderner Zeit die Schrecken der Endzeit auf einen Atomkrieg gedeutet. Seit dem 19.Jahrhundert berechnen endzeitliche Sekten (Zeugen Jehovas, Adventisten) den Weltuntergang immer wieder neu, indem sie - ziemlich willkürlich - Symbolzahlen der Apokalyptik interpretieren (666, Tausendjähriges Reich Christi). Die Offenbarung spricht aber nicht von unserer, sondern von ihrer Zeit, und ihre Symbolik ist nicht als Rätselspiel für ernste Bibelforscher gedacht, sondern für die ursprünglichen Leser durchaus verständlich gewesen, vor allem, wenn sie sich im Alten Testament auskannten.


Apokalyptische Züge in der Offenbarung

Die Apokalyptik ist im 2.Jht. v.Chr. während der Unterdrückung des Judentums unter Antiochus IV entstanden; Beispiel im AT ist das Buch Daniel, das etwa 165 v.Chr. geschrieben wurde. Dabei zeigt sich eine Änderung in der endzeitlichen Hoffnung der Juden: man hoffte nicht mehr auf die Wiederherstellung glorreicher Zeiten der Vergangenheit ("Reich Davids"), sondern auf das Ende der Welt und den Anbruch des Reiches Gottes, der "alles neu macht".

Auch die Offb. entsteht in einer Zeit der Unterdrückung durch fremde Mächte und der religiösen Not. Wenn man etwa Offb.4-5 und 13 mit Dan.7 vergleicht, findet man sehr ähnliche Bilder von den Tieren und dem Menschensohn. Die Aussage ist in beiden Fällen die gleiche: die feindlichen Mächte werden besiegt werden, dann wird der Menschensohn (Messias, Christus) seine ewige Herrschaft antreten.

Die Offb. verwendet typisch apokalyptische Formen: Visionen, Auditionen, Symbolzahlen (1,10f.; 4,1f.; 21,9f.). Anders als jüdische Apokalypsen legt Johannes seine Aussagen nicht in den Mund führender Männer der Vergangenheit (Daniel, Esra, Henoch), sondern schreibt unter seinem eigenen Namen an real existierende Gemeinden in Kleinasien (Offb.2-3). Er greift dabei immer wieder auf alttestamentliche Texte zurück.


Aufbau des Buches

Die Offb ist in Briefform geschrieben. Der Verfasser stellt sich zunächst als Seher (=Prophet) Johannes vor und berichtet von seiner Berufungsvision, bei der er den erhöhten Christus gesehen hat (Kap.1;). Adressaten des Briefes sind die sieben kleinasiatische Gemeinden Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodicea, die gelobt oder getadelt werden und zum Durchhalten in Zeiten der Verfolgung aufgefordert werden (Kap.2-3).

Der Hauptteil ist eine grosse Vision vom bevorstehenden Ende der Welt, das nach einem festgelegten Heilsplan abläuft: Christus, am Thron Gottes stehend, öffnet das "Buch mit den sieben Siegeln" (Kap.4-5) und setzt damit die Schrecken der Endzeit in Gang: Teuerung, Krieg, Krankheit und kosmische Katastrophen, vor denen die Gläubigen bewahrt bleiben (Kap.6+7). Das siebte Siegel ist wiederum unterteilt in sechs Posaunen, die verschiedene Stadien der Vernichtung ankündigen (8-9), bis schliesslich die siebte Posaune den endgültigen Sieg Christi verkündet (11,15). Wie es zu diesem Sieg kam, wird in Kap.12-14 noch einmal in mythologischen Bildern geschildert: der Drache und die beiden Tiere verfolgen das Weib und ihr Kind, bis die "ehebrecherische Stadt" fällt (14,8). In Kap. 15-16 werden parallel zu den sieben Siegeln sieben Schalen des Zorns ausgeschüttet. In Kap.17-19 beginnt der große Schlussakt: Babylon fällt (vgl.Jes.21,9!); der Drache wird gebunden. Nach einem tausendjährigen Zwischenreich Christi folgt das Endgericht und endgültige Heil (20-22).


Die Bildsprache der Offenbarung und ihre Deutung

Der erhöhte Christus erscheint dem Propheten schon bei seiner Berufung (Offb.1,9-20). Er ist mit Insignien der Macht dargestellt: in der Hand hält er sieben Sterne (die "Engel" der 7 Gemeinden, Kap.2+3); sein Haar ist weiß (Zeichen der Weisheit); aus seinem Mund ragt ein zweischneidiges Schwert (das Wort Gottes, Eph.6,17; Hebr.4,12). Er hat die Schlüssel des Todes und der Hölle, ist also schon jetzt Sieger über das Böse; der Kampf ist schon entschieden am Kreuz. Christus ist das Lamm, das von Gott geopfert wurde und nun erhöht ist (die 7 Hörner sind Zeichen absoluter Macht, die 7 Augen Zeichen der Allwissenheit, Offb.5,6); gleichzeitig ist er aber auch der Löwe aus dem Stamm Juda, Nachfahre Davids und verheissener Messias (5,5). Er ist würdig, das Buch mit den sieben Siegeln, das Buch der Geschichte, zu öffnen und damit das Ende der Welt in Gang zu setzen: indem sie geöffnet werden, brechen die Schrecken der Endzeit an, Krieg, Teuerung, Tod, kosmische Zeichen (Offb.6 ff.).

Ihm steht die Macht des Bösen gegenüber: die beiden Tiere aus dem Abgrund und der Drache.

Das erste Tier (Offb 13,1-10) ist der Anbetung fordernde römische Kaiser, das zweite wohl die kaiserliche Priesterschaft, die diese Ideologie durchsetzt (13,11-17). Zusammen mit dem Drachen (=Teufel, Offb 12) bilden sie eine Art höllische Trinität, die der himmlischen gegenübersteht. Überhaupt lebt die Offb sehr stark vom Dualismus zwischen dem Reich des Guten und des Bösen, Thron Christi und Satans (3,21 / 13,2); Lamm und Raubtier (Offb 5 / Offb 13); neues Jerusalem und die "Hure Babylon" (=Rom; Offb.21 / Offb.17). Die beiden Frauen, die sich gegenüberstehen, sind Jerusalem (Symbol des Volkes Gottes, das den Messias hervorgebracht hat: 12,5) und Rom ("sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, die vom Blut der Heiligen betrunken ist": 17,6.9).

Die beiden Tiere und der Drache werden in einem grossen Endkampf besiegt (12,7ff.; 18f.) und in den feurigen Pfuhl geworfen, zusammen mit den Menschen, deren Name nicht im Buch des Lebens gefunden wurde. Eine Zwischenzeit bildet dabei das Tausendjährige Reich Christi("Millenium"), nach dem der Teufel noch einmal für kurze Zeit an die Macht kommt (Kap.20), bevor das Böse vernichtet wird und das Himmlische Jerusalem herabkommt, in dem die Glaubenden bei Gott wohnen (Offb.21f.).

Die Christen nehmen Teil am letzten Kampf. Sie sind "versiegelt", stehen unter dem besonderen Schutz des Lammes (7,2-3). Wer "treu bis in den Tod" = bis zum Martyrium ist, wird mit dem ewigen Leben belohnt (2,10). Am Ende werden 144.000 Gerettete vom Volk Israel bleiben und unzählige Menschen aus allen Völkern (14,1; 7,9).

Zahlen spielen eine grosse Rolle in der Offenbarung. Zumeist sind sie aus dem Alten Testament übernommen: Sieben als Zahl der Vollendung (7 Schöpfungstage); Zwölf die Zahl kosmischer Weite (12 Tierkreiszeichen; 12 Stämme Israel, entsprechend 12 mal 12 000 Erlöste aus Israel); 24 Älteste (12 für die Judenchristen, 12 für die Heidenchristen, Offb.4,4). Die Zahl des Teufels dagegen ist 666, wohl weil an der Sieben etwas fehlt (Offb.13,18).


Verfasser, Zeit

Der Verfasser ist weder mit dem Jünger noch dem Schreiber des Johannesevangeliums oder der Johannesbriefe zu verwechseln. Er ist ein urchristlicher Prophet (22,9), der während seiner Verbannung auf der Insel Patmos berufen wurde (1,9-20); denkbar ist, dass er mit dem bei Euseb genannten "Presbyter Johannes" identisch ist. Sein Brief richtet sich konkret an sieben christliche Gemeinden in Kleinasien, aber über sie an die ganze Christenheit, die unter der Verfolgung durch den römischen Staat leidet, vermutlich z.Zt.Domitians (81-96 n.Chr.: Offb.13,7-15 weist auf den Kaiserkult hin!).




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